Letzte Aktualisierung: 24.10.2023
Loni Baur im Interview / Der Berliner Modesalon Backstage | Zwei Mal im Jahr verwandelt sich das Berliner Kronprinzenpalais in den Hotspot für alle Modebegeisterten. Das Hauptaugenmerk liegt, naturgemäß, auf den Designern, ihren Shows und den Präsentationen. Einen wichtigen Anteil am Erfolg dieses Konzeptes haben allerdings auch die vielen Make-Up-Artists und Haar-Experten.
Hinter den Kulissen des Berliner Modesalons
Man merkt den Hairdressern und Make-Up Artists an, dass das ihr täglich Brot ist und sie gut mit Stress umgehen können. Make-Up- und Haar-Bereich sind durch eine variable Wand getrennt. Bei den Haar-Spezialisten von Wella wird gefönt, gesprayt und toupiert und den Models von Antonia Goy werden die überlangen Ponytails entfernt. Berge von Kunsthaar, zahlreiche Catrice Produkte und ein mega Portion kreatives Chaos. Ich find’s toll :).
Für jede Show und jede Präsentation gibt es Face Charts, auf denen ganz genau beschrieben ist, wie der Finale Look der Models sein soll. Darüber hinaus gibt es pro Model noch Fotos auf denen der ganze Look zu sehen ist. Damit gewährleisten die Styling Teams, dass alles so aussieht wie es soll.
Kreatives Chaos und ein entspanntes Catrice-Team
An einigen Models arbeiten bis zu drei Stylisten gleichzeitig. Zwischen zwei Make-Up Artists hockt auf der Erde vor dem Model noch der Naildesigner und lackiert. Jedes Detail muss sitzen. Nur so entsteht ein guter Gesamtlook.
Mitten im ganzen farbenfrohen Mix aus Pinseln, Nagellack und Lippenstiften steht Loni Baur, schminkt, beobachtet und gibt freundlich kurze Anweisungen. Loni Baur hat den perfekten Überblick, das merkt man gleich. Nachdem es im Zelt etwas ruhiger geworden ist, findet Loni Baur die Zeit, sich ein mit mir nach draußen in die Berliner Sonne zu setzen um ein bisschen zu plaudern.
Wie intensiv ist der Austausch mit den Designern, nehmen sie großen Einfluss oder lassen Sie Dir größtenteils freie Hand?
Loni: „In der Regel nehmen die Designer tatsächlich großen Einfluss auf die Looks. Für sie geht es um die perfekte Präsentation ihrer Kollektion, an der sie sehr lange arbeiten. Meistens wurden über ein halbes Jahr Entwürfe gemacht, Stoffe ausgesucht, geprintet und vieles mehr. Die Präsentation bzw. die Show ist dann der Event, an dem sich alles entlädt. Trotzdem lässt man mir auch ein gutes Stück Freiraum. Das liegt vor allem an dem Vertrauensverhältnis, das sich über die Jahre aufgebaut hat. “
„Die Designer kennen mich und wissen, dass ich keine mega Lashes und Glitterlippen mache.“
„Aber ich gehe natürlich sehr gern auf die konkreten Wünsche der Designer ein. Es ist ihr großer Tag und ich möchte sie gern glücklich sehen. Ich drücke ihnen nichts auf, womit sie nicht happy sind. Insgesamt ist es mir, denke ich, bisher immer gelungen, sowohl für die Designer als auch für Catrice ein gutes Ergebnis zu liefern.“
Weg von der Mode hin zu dekorativer Kosmetik im Alltag. Loni, wie kreativ findest Du die deutsche Frau, wenn es um ihr Make-Up geht?
Ich hab‘ einen Ü40-Blog und bekomme, speziell was Make-Up angeht, häufiger Fragen was Ü40 noch geht und was nicht. Hast Du irgendwelche No-Gos bzw. Dinge bei denen Du sagst, für Mädels bzw. Frauen über 40 vielleicht besser nicht mehr?
„Man kann das überhaupt nicht pauschalisieren. Das ist eine totale Typsache. Erste Regel: es ist immer das erlaubt womit man sich wohlfühlt. Wenn man selbstbewusst ist und einen Look selbstbewusst trägt, dann ist er auch schön und dann ist er auch sexy.
eine gewisse Natürlichkeit behalten.“
„Bei den Augen vielleicht noch darauf achten, dass man sie nicht zu dunkel macht ab einem gewissen Alter. Obwohl… auf der richtigen Party kann das auch cool sein. Letztlich ist wirklich erlaubt was Spaß macht. Viel wichtiger ist die richtige Pflege unter dem Make-Up. Viel trinken, viel schlafen eben all diese Dinge, auf die es im Alter wirklich immer mehr ankommt.
Arbeitet Du am liebsten so wie hier für den Modesalon zusammen mit Designern oder macht es Dir mehr Spaß, separate Looks, wie zum Beispiel für Catrice zu kreieren?
Loni: „Wenn ich ehrlich bin, arbeite ich am liebsten ganz frei. Ich bin einer der Make-Up Artitsts der sehr gerne kreiert. Ich mache viel für Magazine, zum Beispiel die Tush oder die Vogue. Da habe ich sehr, sehr viel Freiraum und überlege mir immer Dinge und Strecken die überrraschen und beindrucken. Kreiere Make-Ups die neuartig sind, manchmal laut und manchmal leise. Looks die einfach jedes Mal anders wirken und bei denen Make-Up inspiriert und eher künstlerisch ist. Dafür schlägt mein Herz, das ist wo ich her komme.
Letztlich ist von dort der Weg zur meiner kommerzielleren Arbeit, für Designer und/oder Kunden wie Catrice nicht mehr weit. Ich kann mich eigentlich ganz gut anpassen, egal ob ich für eine klassische Marke oder eine jüngere arbeite. Schließlich ist auch das ein total kreativer Prozess, der dann nur alltagstauglich runtergebrochen wird.“
„Es ist zum Beispiel immer eine super Challange, wenn ein Designer mir sagt, seine Modelle bekämen gar kein Make-Up. Er möchte das nicht. Dann finde ich es toll, wenn ich ihn überzeugen kann, dass es manchmal auch nur ein ganz subtiles Spiel mit Texturen ist, die den natürlichen Look am Ende noch spannender machen – und sei es nur ein kleiner Glanz auf der Lippe oder ein Highlighter auf den Wangenknochen. Gerade in den Feinheiten gibt es ganz große Unterschiede.“
Wann hast Du Dich entschieden Make-Up Artist zu werden? Hast Du die Entscheidung jemals bereut?
Loni: „Eigentlich bin ich da so reingerutscht, damals nach dem Abitur. Zuerst wollte ich etwas in Richtung Schauspiel machen, habe dann aber, innerhalb der Ausbildung, ziemlich schnell gemerkt, dass mir das ständige „in Szene gesetzt“ werden nicht so liegt. Mich zog es eher hinter die Kulissen.
Ich habe immer gern gezeichnet oder gemalt und hatte schon in recht jungen Jahren einen eher künstlerischen Background. Ich hab dann sehr früh meine Ausbildung gemacht und 20 Jahre nichts anderes gemacht als geschminkt.“
… und wenn Du nicht Make-Up Artist geworden wärst, was hättest Du statt dessen gemacht?
Loni: „… hmmmm… ich glaube irgendwas im Umweltbereich, eine ganz andere Richtung.“
1. Pink oder Rot? / Loni: „Pink!“2. Senf oder Ketchup? / Loni: „Senf!“
3. Kaffee oder Tee? / Loni: „Kaffee!“
4. Lippenstift oder Lipgloss? / Loni: „Lippenstift!“
5. Matt oder Glossy? / Loni: „Matt!“ (kann ich verstehen :D)
6. Schlager oder Rock? / Loni: „Rock!“
7. Schokolade oder Chips? / Loni: „Schokolade!“
8. Fantasy oder Dokumentation? / Loni: „Dokumentation!“
9. Contouring oder Strobing? / Loni lacht: Ich weiß den Unterschied bis heute nicht, diese ganze neuen Begriffe. Ich mache jede dieser Techniken bestimmt schon seit 20 Jahren ohne dass ich es benenne. Deswegen nichts von beidem oder beides.
Liebe Grüße Eure Chrissie